Hallen WM 2022Simon Ehammer, seit diesem Frühjahr Vize-Weltmeister im Siebenkampf in der Halle, blickt auf die Outdoor-Saison voraus, die am kommenden Sonntag mit dem 1. Mai-Meeting in Basel startet. Mit dem Meeting in Götzis, der WM in Eugene und der EM in München stehen im weiteren Saisonverlauf mehrere Höhepunkte auf dem Programm. Zusätzlich startet der 22jährige Appenzeller auch erstmals an einzelnen Diamond-League Meetings im Weitsprung, wovon er sich eine erhöhte mediale Präsenz erhofft.

Vor wenigen Wochen hast Du in Belgrad die WM-Silbermedaille geholt, die medial grosse Wellen geworfen hat. Wie war das Echo aus Athletenkreisen bzw. aus Meeting-Kreisen, merkst Du da einen Unterschied in der Wahrnehmung Deiner Person?

Aus Athletenkreisen habe ich einige Gratulationen erhalten. Aber es ist nicht so, dass sich in diesen Kreisen etwas gross an meinem Status geändert hätte. Vielleicht sieht mich der Dritte in Belgrad, Ashley Moloney, der wie ich Jahrgang 2000 hat, ein wenig anders, weil ich ihn in Belgrad zum ersten Mal geschlagen habe. Bei den Meeting-Veranstaltern ist das Interesse sicher ein wenig gestiegen, aber dies hält sich alles im Rahmen.

Mit dem 1. Mai Meeting in Basel startest Du am Sonntag nach Deiner WM-Medaille in der Halle in die Outdoor-Saison. Wie ist derzeit Deine Gefühlslage, was sind Deine Erwartungen?

Ich fühle mich sicherlich sehr gut. Wir haben im Trainingslager in Tenero noch einmal intensiv trainiert, vor allem auch die Wurfdisziplinen, und ich fühle mich bereit. Das 1. Mai-Meeting in Basel ist für uns Schweizer traditionsgemäss so etwas wie der Auftakt in die Leichtathletik-Saison und liefert erste Anhaltspunkte zum Formstand. In den Tagen vor Basel werden wir noch einmal intensiv Diskus, Stab und Hürden trainieren. In Basel werde ich dann im Kugelstossen und im Speerwerfen an den Start gehen. Dies alles dient der Vorbereitung auf den Zehnkampf. Meine Ziele für diese Saison sind die Schweizer Rekorde im Zehnkampf und Weitsprung. Im Zehnkampf liegt dieser bei 8244 Punkten, bei einer persönlichen Bestleistung von 8231 Punkten. Im Weitsprung liegt der Outdoor-Rekord bei 8.27 Meter, nur gerade einen Zentimeter mehr als mein Indoor-Rekord von 8.26 Meter. Beides sind also sehr realistische Ziele. Ausserdem setze ich mir an der Weltmeisterschaft und der Europameisterschaft zwei Medaillen zum Ziel, was zugegebenermassen eine ambitiöse Zielsetzung ist, aber wenn alles passt durchaus im Bereich des Möglichen.

Du hast es angesprochen: Mit einem Indoor-Sprung auf 8,26 gelang Dir anfangs dieses Jahres ein neuer Schweizer Hallenrekord und gleichzeitig der Weltrekord im Siebenkampf. Welche Weite ist da Outdoor möglich?

Es gibt kaum einen Weitsprung-Athleten, der in der Halle weiter gesprungen ist als Outdoor. In der Halle herrschen immer die gleich konstanten Verhältnisse. Es gibt da weder Rücken- noch Gegenwind. Outdoor kannst Du am idealen Tag einen zulässigen Rückenwind von 1.5-2 Meter haben und wenn Du dann den Balken noch optimal triffst, dann kann dies in der Endabrechnung rasch einmal 30 Zentimeter an Weite ausmachen. Es gibt da also noch Verbesserungspotenzial.

Wirst Du an WM und EM in zwei Disziplinen – Weitsprung und Mehrkampf – starten?

Wir haben uns dafür entschieden, dass ich an der WM in Eugene (USA) im Weitsprung und an der EM in München (GER) im Mehrkampf starten werde. Für den Weitsprung an der WM bin ich bereits qualifiziert, für die EM muss ich mich noch qualifizieren. Mein erstes Ziel ist es an der WM im Weitsprung in den Final zu kommen. Dann ist von Rang 1 bis 8 alles möglich, was nicht zuletzt der Wettkampf an den Olympischen Spielen gezeigt hat. Da der Zehnkampf an der WM an den letzten zwei Tagen stattfindet und an der EM an den ersten zwei Tagen, ist die Erholungszeit einfach mit den Reisezeiten zu kurz, um an beiden Zehnkämpfen starten zu können. Normalerweise findet jeweils nur eine WM oder eine EM jährlich statt. Diese Kumulation ist pandemiebedingt. Aus den Verletzungen und den Erfahrungen der vergangenen zwei Jahre haben wir gelernt, dass mein Körper Ruhezeiten benötigt und dass ich der Regeneration noch mehr Aufmerksamkeit schenken muss, auch wenn mein Kopf manchmal etwas anderes sagt oder will. Letztlich ist es so, dass ich an der WM und der EM meine ersten internationalen Titelkämpfe bei der Elite Outdoor bestreite.

Am Wochenende vom 7./8. Mai 2022 geht es dann bereits weiter mit dem Meeting in Ratingen, an der eine starke deutsche Konkurrenz am Start sein wird. Ist dies dann für Dich der erste richtige Formtest?

Ich musste mich zwischen den Wettkämpfen Grosseto (IT) und Ratingen entscheiden. Der Wettkampf in Italien hätte früher stattgefunden. Ratingen passte besser in unsere Jahresplanung. In Ratingen werde ich – sieht man einmal vom Wettkampf in Götzis vom Vorjahr ab, wo ich an einer hartnäckigen Verletzung laborierte – nach zwei Jahren zum ersten Mal wieder einen Zehnkampf im Vollbesitz meiner Kräfte bestreiten. Ich habe noch nie an diesem Wettkampf in Deutschland teilgenommen. Da dieser Wettkampf für die deutschen Athleten als Qualifikation für die Europameisterschaft in München zählt, ist davon auszugehen, dass die deutsche Konkurrenz sehr stark sein wird. Für mich ist es nach dem Meeting in Basel die ideale Vorbereitung für Götzis, was ein erster Saisonhöhepunkt sein wird. Ich gehe davon aus, dass ich noch den einen oder anderen Wettkampf benötige, um meine beste Leistung abzurufen.

Wie sieht Deine weitere Jahresplanung aus?

Nach dem Meeting in Götzis (28.-29. Mai 2022) werde ich mich im Juni und Juli zwei Monate ganz auf den Weitsprung konzentrieren und den Zehnkampf ein wenig auf der Seite lassen. Die Leichtathletik-WM in Eugene findet vom 15.-24. Juli statt. Anschliessend werde ich mich wieder auf den Zehnkampf fokussieren und an der EM in München vom 15.-21. August an den Start gehen. Erstmals ist in diesem Jahr geplant, dass ich am Diamond League-Meeting in Oslo (16. Juni 2022), allenfalls auch in Rabat (5. Juni 2022), im Weitsprung und hoffentlich dann auch wieder an Weltklasse Zürich (7.-8. September 2022) teilnehmen werde. Solche Diamond-League-Meetings sind für die mediale Präsenz einfach sehr wichtig. Der Zehnkampf, der sich über zwei Tage erstreckt, ist leider medial nicht ein besonders taugliches Wettkampfformat ist, was auch die Sponsorensuche erschwert. Meine Saison werde ich dann wohl an Weltklasse Zürich oder dann eine Woche später am 12. September in Bellinzona abschliessen.

Wie sehr kann man im Zehnkampf einzelne Disziplinen «trainieren» bzw. wie stark unterscheidet sich der Wettkampf dann vom Training?

Im Training lassen sich gewisse Grundlagen trainieren wie Bewegungsmuster, einzelne Disziplinen. Aber ich bin ein Wettkampftyp und kann meine Leistung im Wettkampf meist steigern. Dies bedeutet auch, dass ich im Training kaum je an meine Bestleistungen herankomme.

 

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